50 Dinge, die wir in diesem Jahr machen werden

In den letzten Herbstferien habe ich etwas gesucht, was wir trotz wenig Geld unternehmen können, und ich bin bei der Suche auf einige nette Ideen gestoßen.

Insbesondere die Bucketlist bei Mom’s Blog hat mich inspiriert. Und da ich in diesem Jahr vermutlich kein Geld habe, um eine größere bzw. „richtige“ Urlaubsreise mit den Kindern zu unternehmen (es sei denn, ich gewinne im Lotto, was ich nicht spiele, oder erbe bei einer Erbtante, die ich nicht habe…), dachte ich mir, ich mache uns auch mal so eine Bucket List. Angepasst an unsere Familie (meine Töchter sind 13 und 10 Jahre alt). Für Dortmund und Umgebung. Und natürlich für zuhause!

Aaaaaalso (ein paar Sachen sind „geklaut“, ein paar selbst ausgedacht). Die angegebenen (geschätzten bzw. überschlagenen) Kosten beziehen sich auf eine Erwachsene und zwei Kinder und beinhalten keine Verpflegung:

Bei gutem Wetter:

o Mit der Bahn zu einer letzten Station in Dortmund fahren und dort geocachen. (ca. 10 € für ÖPNV-Tickets)

o Dortmunder-Rund-Wanderweg in Etappen „abwandern“ (ca. 10 € für ÖPNV-Tickets)

o Im neuen Westgarten helfen (o €)

o Waldspaziergang (0 €)

o Ein Tag im Westfalenpark: Frisbee, Federball, lesen, picknicken, spazierengehen (ca. 20 € für ÖPNV-Tickets und Parkeintritt)

o Besuch bei meiner ehemaligen Gartennnachbarin (0 €)

o Fahrradtour mit Picknick (0 €)

o Klettern im Kletterwald Freischütz (ca. 50 € Eintritt plus Spritkosten)

o Erdbeeren pflücken (Kosten rechne ich nicht, da Lebensmittel)

o für 2-3 Tage zelten, z.B. im Sauerland auf dem Campingplatz Vier Jahreszeiten (Kosten hier für 3 Tage ca. 100 € plus Spritkosten)

o Nachtwanderung (0 €, ggf. Spritkosten)

o Drachen steigen lassen (0 €)

0 Kanutour, z.B. auf dem Baldeneysee (42 € plus Spritkosten)

o Minigolf spielen, z.B. im Fredenbaumpark (ca. 6 €)

o Foto-Safari zu einem bestimmten Thema (0 €)

o Steine sammeln und bemalen (ggf. Materialkosten für Farbe)

o Grillen mit Freunden im Tremoniapark (0 €)

o auf eine Kirmes gehen (leider immer teuer, aber mit einem selbst gesetzten Limit geht es vielleicht)

o auf einen Flohmarkt gehen (hier sollte man sich ggf. ebenfalls ein Limit setzen)

o einen Freizeitpark besuchen (Eintritt ca. 90-120 €, zzgl. Spritkosten)

o Lagerfeuer und Hüttenbau am Big Tipi (0 €)

o Tagesausflug ans Meer, z.B. nach Zandvoort (ca. 60 € Spritkosten)

o Ein Feuerwerk anschauen, z.B. beim Lichterfest (Eintritt ca. 20 €)

o Freibadbesuch, z.B im Froschloch (Eintritt ca. 6 €)

Bei „schlechtem“ Wetter:

o Serien-Binge-Marathon (z.B. „Gilmore Girls“ (0 €)

☑ Spiele-Turnier mit anderen Daheimgebliebenen (Kindern) (0 €) (am 26.02.2017)

o Bowling, z.B. hier (ca. 20 € Gebühr und Schuhausleihe)

o T-Shirts bemalen (ca. 40 € Materialkosten)

o Kinoabend (ggf. Leihgebühr für DVD, ca. 5 €)

o Kinobesuch (ca. 30 € Eintritt)

o Museumsbesuch, z.B. im Dortmunder U (ca. 10 €) oder im Folkwang-Museum Essen (ca. 12 € plus Sprit)

o Atelier-Tag: Malen zu einem bestimmten Thema (ggf. Materialkosten für Leinwand und Farbe)

o Besuch im Planetarium (ca. 15 € Eintritt)

o einen Vormittag in der Bibliothek vertrödeln (o €)

o Trendbastelei ausprobieren (ggf. Materialkosten)

o Puzzlen (für ein neues Puzzle ggf. ca. 10-20 €, gebraucht weniger)

o „Lesung“: Jeder liest aus seinen Lieblingsbüchern (o €)

o ins Theater gehen, z.B. ins Kinder- und Jugendtheater Dortmund (Eintritt ca. 20 €)

o Im Sommerregen spazieren gehen

Bei egal welchem Wetter:

o Besuch bei Verwandten (ca. 10 € für einen Blumenstrauß, evtl. Spritkosten)

o einfach mal auf dem Fußboden essen (0 €)

o etwas auf dem Balkon pflanzen (ca. 10 € Materialkosten)

o Essen aus einem fremden Land kochen (0 €, bzw. Lebensmittelkosten)

o gemeinsam joggen (0 €)

o Rollentausch: Die Kinder übernehmen die Erwachsenenrolle für einen Tag (0 €)

o Alternative Stadtteilführung, z.B. mit den Urbanisten (ohne Kinder, 22 €) oder mit Bodo (0 €, ggf. Spende)

o „Kochduell“ mit Freunden: Jede Gruppe kauft etwas für die andere ein, damit muss dann ein Gericht gekocht werden (Lebensmittelkosten)

o Zoobesuch, z.B. im Zoo Dortmund (Eintritt ca. 17 €)

o Schiffsfahrt im Kanal mit der Santa Monica (Eintritt ca. 30 €)

o Spaßbad- oder Schwimmbadbesuch, z.B. im Westbad Dorstfeld (Eintritt ca. 6 €) oder im Maritimo Oer-Erckenschwick (Eintritt ca. 30 €)

o kostenlose öffentliche Proben im Theater oder Opernhaus

o Besuch im Konzerthaus, ggf. Hörplätze (schon ab 7 €)

Alles kann auf besondere Weise „inszeniert“ werden, z.B. durch Dekoration oder eine besondere und passende Sprache oder ein entsprechendes Verhalten.

Jetzt sind es sogar schon 52 Vorschläge geworden – man könnte fast sagen, für jede Woche des Jahres einen… 😉

Ich bin gespannt, ob Ihr noch Vorschläge habt! Die dürfen auch ruhig im näheren Umkreis von Dortmund sein.

Na dann, auf ein fröhliches Abhaken! √

1. Etappe: Dortmund

​In den letzten drei Tagen lag ich mehr oder weniger nonstop wegen einer Mandelentzündung flach. Jetzt merke ich den Lagerkoller, der langsam aufkommt. Ich muss unbedingt mal raus und entscheide, den ersten Teil „meines“ Jakobsweges heute schon zu gehen, um mich an meinem ersten „richtigen“ Wandertag selbst zu entlasten.

Ich bin noch nicht wieder ganz fit, aber für ein paar Kilometer wird es reichen.

Ich starte an der Reinoldikirche.

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Hier, im Reinoldiforum, hole ich meinen ersten Stempel. Eine Pilgerin ist kurz vor mir dran und legt ihr Heft auf den Tresen. Sie ist ursprünglich mal in Osnabrück gestartet, aus dessen Umgebung sie stammt. Die letzte Etappe, die nun hinter ihr liegt, ging in 3 Tagen von Münster nach Dortmund. „Jetzt reicht es aber auch“, sagt sie. 77 km: Respekt. Ich hätte mich gern mit der Frau unterhalten, aber sie hat es eilig, zum Bahnhof zu kommen.

Normalerweise gäbe es hier die Möglichkeit, eine Art Führung durch die Reinoldikirche zu machen, aber es laufen gerade Vorbereitungen für ein Bach-Konzert. Gut, dass ich hier wohne, so kann ich die Führung ja mal nachholen.

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Also gehe ich los, durch die Fußgängerzone Richtung St. Petri, wie es in der Beschreibung steht.Es ist gerade Markt, und Straßenkünstler beleben die Einkaufsstraße. Alle hetzen vorbei und ich fühle mich irgendwie besonders, weil ich sicher die einzige bin, die einfach nur wandert. Ein Granatapfelsaft muss allerdings noch sein, der ist jetzt bestimmt gesund!

Weiter geht es über den Propsteikirchhof, wo ich eine Weile einen Gärtner im Kreuzgang beobachte, dann durch die Hansastraße hoch zur Hohen Straße, immer weiter, um dann in die Kreuzstraße abzubiegen. Bis hier gibt es eine super Ausschilderung durch die Aufkleber mit gelber Muschel auf blauem Grund. Ich mag es, wie sie in dem ganzen Spucki-Chaos fast untergehen. Nur wer drauf achtet, sieht die Muschel.

 

Danach muss ich in meine GPX-Karte gucken, um wirklich auf dem Weg zu bleiben. Arneckestraße, Wittekindstraße (vorbei an der Nicolaikirche), Lindemannstraße, B1, dann durch die Unterführung und schließlich bis zum Steinernen Turm. Geschafft: 4,5 km. Nicht viel, aber ich schwitze in meinem rekonvaleszenten Zustand. Und kann es nun kaum erwarten, dass es weitergeht.

Infos:

Stempelstelle:

Reinoldiforum, Informationszentrum der Ev. Kirche in Dortmund,

Ostenhellweg 2, 44135 Dortmund

Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr

Telefon: 0231 55579111
E-Mail: info(at)reinoldiforum.de

Unterkünfte (eine ganz persönliche Empfehlung von mir)

Jugendgästehaus Dortmund

Super zentral mitten in der Stadt und genau am Pilgerweg liegend!

Jugendgästehaus
Silberstr. 24 – 26
44137 Dortmund

Tel: +49 231 140074Fax: +49 231 142654Tel: +49 231 140075

E-Mail: jgh-dortmund@djh-wl.de

B&B Hotel Dortmund-Messe

Nur wenige hundert Meter vom Pilgerweg, in der Nähe der Nicolaikirche. Von hier lohnt ein kleiner Abstecher zum Sporttempel von Dortmund: Dem Westfalenstadion (heute heißt es offiziell „Signal-Iduna-Park“)

B&B Hotel Dortmund-Messe
Wittekindstraße  106
44139  Dortmund

Tel.:  +49 (0) 231 / 54955-0
Fax:  +49 (0) 231 / 54955-444
E-Mail:  dortmund-messe@hotelbb.com

Der Pilgerpass ist da…

​… und die Pilgerführer auch!

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Letztere habe ich gebraucht im Antiquariat ergattert. Natürlich muss ich direkt mal durchblättern und finde bereits im Abschnitt über Dortmund einige interessante Informationen. So wusste ich bislang nicht, dass sich die mittelalterliche Nicolaikirche früher innerhalb des Walls befand und die Umrisse des Kirchenchores auf dem Pflaster in der Hansastraße abgebildet sind. Darauf werde ich mal achten!

Den Pilgerpass hatte ich für 2,50 € bei den Jakobusfreunden Münster bestellt. Er gilt für den westfälischen Jakobsweg.

Inzwischen steht die Route komplett und alle Unterkünfte sind gebucht.

Ich werde nicht schon in Wuppertal-Beyendorf die Wanderung beenden, sondern die dritte Etappe bis Remscheid-Lennep durchziehen, wo ich ein Einzelzimmer bei den Blumentritts reservieren konnte. Das ist zwar kein klassisches Etappenende, aber so kann ich am nächsten Tag nochmal ein kleines Stück bis Wermelkirchen gehen und dann entspannt von dort nach Hause fahren.

Die Vorfreude hält an und ich bin immer noch wahnsinnig gespannt. Gestern habe ich mir noch einmal „Der Weg“ angeschaut, ein sehr schöner Film über einen eher mürrischen Augenarzt, der seinen Sohn an den Camino verliert, und der dann spontan beschließt, den Weg selbst zu gehen und die Asche seines Sohnes unterwegs zu verstreuen. Dabei wird es nie kitschig oder übertrieben psychologisch. Vielmehr kann man sich wirklich vorstellen, wie das Herz des Mannes auf der Strecke immer weiter geöffnet wird und er am Ende nicht nur seinen Sohn verabschiedet hat, sondern auch Freunde fand.

Ich erwarte gar nicht soviel von dem Weg. Ich glaube, drei bis vier Tage sind viel zu kurz, um tiefgreifende Erkenntnisse zu erhalten oder sich irgendwie „zum Besseren“ zu verändern. Ich freue mich auf das Wandern, auf das Alleinsein, darauf, Menschen kennenzulernen, ohne sich zu verpflichten, ich freue mich aufs Geocaching unterwegs und auf eine gewisse Reduzierung meiner Gedanken auf das Existentielle.

Die Beschäftigung mit dem Thema macht mir jedoch Spaß – und gibt mir bereits jetzt die Möglichkeit, ein wenig dem Alltag zu entfliehen.

Wie man manchmal etwas zur rechten Zeit entdeckt. 

Eigentlich will ich nur eine Fahrradkarte kaufen.

Wir planen gerade unseren Sommerurlaub und wollen mit dem Rad von Dortmund an die Nordseeküste fahren. In meiner Mittagspause gehe ich in die Buchhandlung und stöbere ein bisschen, da wir aber die komplette Tour auf eigene Faust zusammengestellt haben, passen die Karten nicht oder nur teilweise zu unserem Weg.
Da fällt mir ein kleines orangenes Büchlein in die Hand. „Outdoor – Der Weg ist das Ziel – NRW: Jakobsweg / Schloss Corvey nach Aachen“.

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Mir fällt ein, dass mein Freund kürzlich noch davon erzählte, er habe eine  gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund irgendwo in Dortmund gesehen. Natürlich hatte ich Hape Kerkelings Buch gelesen und auch noch letztens den Film gesehen. Dass es jedoch auch Jakobswege in Deutschland gibt, wusste ich bis jetzt nicht.

Ich blättere neugierig durch den schmalen Band und finde sogar einen Weg, der durch Dortmund führt. In der Beschreibung heißt es sogar, dass man durch „meine“ Straße wandern kann!

In diesem Moment packt es mich.

Ich will sowieso an Pfingsten eine kleine Reise machen und überlege schon länger, wohin ich fahren könnte. Die Kinder sind bei ihrem Vater, mein Freund macht seine jährliche Motorradtour mit Kumpels – und ich sehne mich schon lange nach ein paar Tagen nur für mich. Es wird manchmal alles irgendwie zu viel, die Arbeit, die Ehrenämter, mitunter auch die verschiedenen Rollen als Mutter oder Partnerin – oder was man sonst so ausfüllt. Ein paar Tage ganz allein… Ein Traum. Aber eigentlich darf es so gut wie nichts kosten. Zuletzt war ein Kurztrip nach Amsterdam in der engeren Auswahl, die Hin- und Rückreise mit dem Fernbus wäre bezahlbar, vor Ort wäre es halt ein Bett in einem Mehrbettzimmer, drei Nächte für immer noch 105 €, was aber einigermaßen in meinem Budget läge. Dazu kämen noch Kosten für das Essen – und eventuell Eintritte in Museen etc.

Gebucht habe ich noch nichts, ich will noch abwarten, ob mein Exmann die Kinder noch einen Tag länger nehmen kann.

Und jetzt… Ich habe einen Floh im Ohr.

Der Jakobsweg… Im Grunde holt er mich zuhause ab.

Ich bekomme leuchtende Augen und irgendwie ein fiebriges Gefühl. Die restliche Mittagspause verbringe ich mit der Internetrecherche zu Jakobswegen in Deutschland, finde zwei verschiedene Möglichkeiten, von Dortmund aus zu wandern. Ein Weg, der ursprüngliche, so wie ich es verstehe, führt von Dortmund über Herdecke, Hagen-Haspe, Gevelsberg und Schwelm nach Wuppertal-Beyenburg, wo sich diesem westfälischen Weg die Nordrheinischen Jakobswege anschließen. Der zweite, ein relativ neuer Weg, führt von Dortmund über Essen, Ratingen und Jülich nach Aachen.

Ich muss nicht lange überlegen.

Bereits am nächsten Morgen erstelle ich meine Route:

Freitag Mittag (nach der Arbeit) von Dortmund nach Herdecke, Samstag dann die Strecke von Herdecke nach Gevelsberg und Sonntag den Rest nach Wuppertal – und wenn ich Montag noch dranhängen kann, geht es noch weiter bis Wermelskirchen. Ich bestelle bei den Jakobusfreunden Münster einen Pilgerausweis und nehme den ersten Kontakt zu einem Hotel in Herdecke auf. Dort soll es Rabatte für Pilger geben. Naja, 98 € für ein Einzelzimmer mit Frühstück klingt mir nach wenig Rabatt – und auch nicht so richtig nach einem authentischen „Pilgern“ (auch wenn es mir erstmal so gar nicht um das Religiöse geht). Der zweite und der dritte Anruf landen auf einer Sprechbox.

Versuche, in Gevelsberg eine Unterkunft zu finden, scheitern zunächst ebenfalls: Ein großes Fußballturnier, das dort stattfinden soll, hat bereits dafür gesorgt, dass zumindest die Hotels bereits alle ausgebucht sind. Schließlich lande ich bei der Pension Boehr, wo ich noch ein Einzelzimmer mit Dusche und WC für 38 € reservieren kann. Das finde ich einen fairen Preis – und Frau Boehr wünscht mir in der Bestätigungsmail „bereits jetzt gutes Anwandern“. Das rührt mich.

Bis mittags hat sich von den Herdecker Unterkünften noch niemand gemeldet. Ich bin ungeduldig, mein impulsiver Geist meldet sich und ich rufe in der Mittagspause an. Beim „Mini-Hotel“ meldet sich eine dünne, sehr alt klingende Stimme, die mir verrät, dass sie das Hotel schließen musste. Ich stelle mir eine bucklige, hochbetagte Frau vor, der man ihr Schmerzleiden anhört. Sie tut mir leid. Irgendwo habe ich gelesen, es sei das kleinste Hotel NRW, schade, dass es diese charmante Superlative nun nicht mehr geben soll.

Edit: Später lese ich, dass die ehemalige Besitzerin Ines Berger tatsächlich schon über 90 Jahre alt ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute, falls Sie das jemals lesen, Frau Berger!

Meine gefühlt letzte Chance, bevor die Verzweiflung darüber, dass mein neuer kleiner Traum direkt zu platzen droht, überhand nimmt: Das Hotel „Rheinischer Hof„. Hier gerate ich telefonisch an eine sehr freundliche und energiegeladene Frau, die mir noch ein Einzelzimmer mit Dusche im Zimmer anbieten kann. Ebenfalls für 38 €, Frühstück inbegriffen, wobei ich hier sogar den Zuschlag von 5 € für die Belegung nur für eine Nacht erlassen bekomme. Das ist der Pilgerrabatt. Erfreulich!

Nur: Ich käme dann sicher am Nachmittag an, sagt sie. Hm. Nein, ich vermute eher, zwischen 19 und 20 Uhr. Die Strecke von Dortmund nach Herdecke beläuft sich auf rund 24 km. Ich rechne normalerweise mit 5 km pro Stunde, aber auf diesem Weg gibt es einige Anstiege, also brauche ich mindestens 6-7 Stunden. Mir tut es leid, dass ich den Inhaberinnen hiermit offenbar Mühe mache. Aber sie reagiert sehr freundlich und sagt, ich solle einfach anrufen, wenn es später würde.

Und ich zweifle daran, ob die lange Tour gleich am ersten Tag eine gute Idee war. Und ich habe fast ein bisschen Stress deswegen, als ich mich frage, ob es wohl in Ordnung ist, sich im Reinoldiforum den Startstempel zu besorgen und dann erstmal mit der U-Bahn bis zu den Westfalenhallen zu fahren, um damit locker 30 Minuten zu sparen… Es käme mir wie Betrug – an mir selbst – vor. Vielleicht ist es aber ein Kompromiss, den Weg bereits vorher mal zu wandern und dann tatsächlich die Abkürzung zu nehmen.

Ich bin noch keinen Schritt gegangen und fange schon an, Probleme zu sehen…

Aber es zeigt auch mein typisches Verhalten: Ich mache mir viel zu viele Gedanken über mich und andere.
Als spontane Lösung habe ich eigenmächtig meine Arbeitszeit auf 12 Uhr begrenzt – in der Hoffnung, dass meine Chefin schon nichts dagegen haben wird. Überstunden habe ich genug „auf dem Konto“.

Der Camino beschäftigt mich also schon jetzt in jeder freien Minute.

Ich visualisiere den Weg, sehe mich dort… Eine gute Bekannte, die den „richtigen“ Camino Francés bereits gegangen ist, wünscht mir auf Facebook „Buen camino“ und schrieb, „wenn du dich gedanklich damit beschäftigst, bist du schon auf dem Weg“. Ja, so fühlt es sich tatsächlich an.
Und es geht sogar so weit, dass ich mich frage, ob das ein Lebensziel sein könnte? Immer dort wieder anfangen, wo ich zuletzt aufgehört habe, zu wandern, bis ich irgendwann in Santiago bin. Es scheint ein schönes Ziel. Und auch wenn es, aufgrund der Lebensumstände, wegen Geldmangels und aus sonstigen Gründen, immer nur Etappen sein werden: Ich habe mir in den letzten Tagen vorgenommen, irgendwann schaffe ich es.

Seither fühle ich mich „entflammt“, begeistert, beseelt, energetisiert.

Es mag seltsam klingen, aber ich habe das Gefühl, dieser Zufall kam genau zur richtigen Zeit. Meine liebe Gartennachbarin sagte dazu „göttliche Zündung“. Auch, wenn ich nicht besonders religiös bin: Ja, vielleicht ist es auch das. Irgendetwas „from above „, was mir im genau richtigen Moment einflüstert: Das ist es, was du tun willst. Also tu es – und gehe den ersten Schritt.

Der Pass

„Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“

Bertolt Brecht, aus den „Flüchtlingsgesprächen“. 1961, so aktuell wie eh und je…

Gedanken zum Tod.

Heute schreibe ich seit langem mal wieder einen Blogtext.
Gestern war der 24. Todestag meines Vaters, heute erfahre ich vom viel zu frühen Tod eines jungen Mannes, der, ähnlich wie mein Vater damals, eine Frau und ein kleines Kind hinterlässt. Und wieder bin ich angerührt und bewegt, auch wenn ich nur Leute kenne, die ihn kannten.
Die Prioritäten des Lebens werden angesichts solcher Nachrichten verschoben…

Noch überlege ich, der Ehefrau, die ich ebenfalls nur flüchtig kannte, diesen Text zu schicken. Er hat mir damals sehr geholfen, mit dem Tod meines Vaters zurecht zu kommen. Aber dafür ist es bei ihr vielleicht noch zu früh…

Es ist ein Monolog aus dem Theaterstück „Sommer“ von Edward Bond:

Marthe: „Ein Leben ohne Tod – wenn es das gäbe. Wie könntest du etwas schön finden, was du ewig anschaust? Es würde dir über. Wozu einander lieben, wenn es ewig dauerte? Wenn ihr euch tausendmal verziehen hättet, bekämt ihr das Verzeihen satt. Ihr wärt es müde, die Leute auszuwechseln, die ihr liebt. Wenn du in Ewigkeit weiteressen könntest, wozu lange auf den Geschmack achten? Du könntest bei der nächsten Mahlzeit hinschmecken. Wenn du über einen Fehler geweint hättest – über den nächsten nicht mehr. Du hättest die Ewigkeit, ihn wiedergutzumachen. Bald würden deine Augen voller Schlaf. Du würdest taub. Du hörtest keine Stimme mehr, weil sie dir die Mühe einer Antwort macht. Wozu horchen? Das Wissen wäre nutzlos, ob es ein Spatz oder ein Wasserfall war. Im ewigen Leben gäbe es keine Zukunft. Du säßest am Boden und würdest zu Stein. Staub türmte sich auf, um dich zu begraben. Wenn wir nicht sterben könnten, müssten wir wie die Toten leben. Ohne den Tod gibt es kein Leben. Keine Schönheit, keine Liebe und kein Glück. Keiner kann länger als ein paar Stunden lachen oder ein paar Tage weinen. Niemand könnte mehr als ein Leben aushalten. Nur die Hölle könnte ewig sein. Manchmal ist das Leben grausam und der Tod kommt plötzlich – das ist der Preis dafür, dass wir nicht Steine sind. Laß dich nicht vom Blitz erschlagen und den Wahnsinnigen nicht dein Haus anzünden. Ergib dich nicht deinen Feinden und übergehe keinen in der Not. Kämpfe. Aber am Ende ist der Tod ein Freund, der ein Geschenk mitbringt: Leben. Nicht dir, aber den anderen. Ich sterbe, damit du leben kannst. (…)“

Ab Februar mal wieder „Vegan-for-fit“!

Wer kennt ihn nicht, den Vorzeige-Fit-Veganer Attila Hildmann, der mit seinen Kochbüchern ganze Regale in den Buchhandlungen in Beschlag genommen hat!?
Ich habe seine Vegan-for-fit-Challenge im letzten Jahr zum ersten Mal ausprobiert, im Januar. Vorher war ich reduziert „omnivor“, meine damals neunjährige Tochter wurde im Herbst 2013 zur Vegetarierin, weil sie solches Mitleid mit den Tieren hatte. Ich habe gesagt, fein, das unterstütze ich, und nahm mir vor, zuhause nur noch vegetarisch zu kochen, auswärts könnte ich ja dann noch Fleisch essen.
Dann begann eine Freundin fast zeitgleich, sich auf die Vegan-for-youth-Challenge vorzubereiten, und aufgrund der fast permanenten Unzufriedenheit mit meinem Gewicht und einigen gescheiterten Diäten dachte ich mir dann, ich probiere das auch mal aus. „Vegan for youth“ mit den täglich zuzubereitenden Säften, dem „Meditationszwang“ und der doppelten Länge von 60 Tagen („Vegan for fit“ dauert nur 30 Tage) war mir eine Nummer zu groß, deswegen besorgte ich mir das eBook von „Vegan for fit“ und legte los.

Tja, und falls es nun jemand doch nicht kennt, was ist denn das überhaupt?
„Vegan for fit“ basiert auf dem Grundprinzip, abends keine Kohlenhydrate mehr zu essen. Die Rezepte sind nach 2 Stufen sortiert. Mahlzeiten der Stufe 1 dürfen den ganzen Tag über gegessen werden (bis max. 19 Uhr), Mahlzeiten der Stufe 2 dürfen bis 16 Uhr verzehrt werden. Es gibt außerdem ein paar Regeln, die man einhalten sollte: Kein Alkohol, kein Kaffee (stattdessen Unmengen Matcha- und anderen Grüntee!), kein Zucker, kein Weizenmehl, täglich Bewegung. Raucher sollten nach Möglichkeit auch auf ihre 20 Kippen am Tag verzichten. Und das Wichtigste: Jede Mahlzeit wird frisch zubereitet und besteht ausschließlich aus veganen Zutaten, die Ernährung ist also völlig frei von tierischen Produkten (und von Konservierungsstoffen etc.): Abgesehen von „kein Fleisch“ gibt es nun auch keine Milch, keinen Käse, keine Eier. Hildmann verspricht ein verbessertes Körpergefühl, Gewichtsabnahme und sogar verbesserte Blutwerte nach nur 30 Tagen. Einzig auf die B12-Versorgung muss man achten, denn dieses Vitamin ist nur in tierischen Produkten wie Fleisch und Eiern in ausreichender und gut vom Körper verwertbarer Menge enthalten. Da gibt es aber prima Nahrungsergänzungsprodukte wie zum Beispiel von Jarrow, die nimmt man einfach regelmäßig und alles ist gut.

Ich hatte im letzten Jahr gute Erfahrung mit der Challenge gemacht (die könnt Ihr hier nachlesen). Ich habe es nicht geschafft, hundertprozentig konsequent zu bleiben und habe z.B. auch mal im Restaurant Nudeln gegessen, aber trotzdem habe ich in der Zeit knapp 5 Kilo abgenommen und fühlte mich tatsächlich fitter. Die Rezepte sind fast alle außerordentlich lecker, wenn auch zum Teil sehr aufwändig… Wer nicht gerne in der Küche steht, dem kann man von „Vegan for fit“ nur abraten.
Im März 2014 aß ich dann bei einem Grill-Familienfest noch einmal Fleisch (um nicht als „kompliziert“ zu gelten…) und bekam prompt so schlimme Bauchschmerzen, dass ich beschloss, mich meiner Tochter nun anzuschließen und zumindest zur Vegetarierin zu werden. Seither oszilliere ich zwischen rein veganen und vegetarischen Tagen (komplett auf Köse zu verzichten, fällt mir schwer, trotz allem, was ich inzwischen über die Herstellung weiß…), besitze inzwischen mehrere vegane Kochbüche und natürlich auch die Kochbücher von „Hildi“, allesamt als eBook, da kosten sie über iTunes nämlich nur ’nen Zehner im Vergleich zu rund Dreißig als normales Print (nur so als Tipp für alle, die knapp bei Kasse sind).

Ab übermorgen, also ab dem 01. Februar, will ich wieder eine Challenge machen. Das bedeutet, ich werde nur nach den Rezepten von „Hildi“ kochen, und zwar aus „Vegan for fit“, „Vegan for youth“, „Vegan for fun“ und „Vegan to go“ (bei den letzten beiden nur die als challengetauglich bezeichneten Rezepte). Damit mir das diesmal besser gelingt und nicht so schnell scheitert (zwisachendurch habe ich es noch ein-, zweimal probiert, meist war schlechte Planung oder mein sehr voller Kalender der Grund, die Challenge wieder abzubrechen), habe ich eine Liste erstellt, mit allen Rezepten, sortiert nach Stufen, Mahlzeiten und hier jeweils nach Zubereitungsdauer. So muss ich, wenn ich weiß, dass ich kaum Zeit zum Kochen habe, nur auf die Liste schauen und nicht vier Kochbücher durchforsten, wenn ich ein Rezept suche, dessen Zubereitung z.B. nicht länger als 20 Minuten dauern sollte.

Damit auch Ihr was davon habt, wenn Ihr gerade eine Challenge macht oder plant, stelle ich euch die Liste hier zum Herunterladen zur Verfügung. Viel Erfolg damit!
Vegan-for-x-Übersicht_Stufen

Urlaub gebucht!

Wenn es im Januar draußen nasskalt und ungemütlich ist, macht es besonders viel Spaß, sich um die Urlaubsbuchung zu kümmern.

Für mich geht es in diesem Jahr zweimal auf etwas größere Tour (abgesehen von den obligatorischen verlängertes-Wochenende-Trips).

Zur Totalenstpannung geht es im April für knapp eine Woche nach Juist. Nur mein Freund, ein paar Bücher und ’ne dicke Jacke. So quasi. Ich war schonmal da, 2010 in der Jugendherberge in Loog. Da hat es uns auch sehr gut gefallen, diesmal wird es jedoch eine Ferienwohnung in Hafennähe.

Im Juli fahre ich mit meinen Töchtern dann für zehn Tage ins fränkische Seenland. Dort werden wir auf dem Waldcampingplatz am Brombachsee zelten. Darauf freue ich mich ebenfalls sehr. So angenehm manchmal die Vorteile der Zivilisation sind – es geht doch nichts über ein paar Tage an der Luft, nachts nur mit einer dünnen Zeltplane über dem Kopf… Außerdem habe ich gehört, dass das Altmühltal wunderschön sein soll – und der Brombachsee liegt da genau am Rande.